Ich bin in Detmold zur Welt gekommen und aufgewachsen. Ich war das erste gemeinsame Kind meiner Eltern und bin auch das einzige geblieben. Wir lebten im Ortsteil Heidenoldendorf in einem Haus, das von Wald umgeben war.
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Kindheit auf dem Dorf
Obwohl ich ohne Geschwister aufwuchs, war ich als Kind nicht einsam: Ich gehöre zur Generation der Baby Boomers, und es gab viele Kinder in unserer Straße und unserem Dorf. Gemeinsam spielten wir im Garten, im Wald und auf der Straße, kletterten auf Bäume, spielten Fangen und Verstecken. Im Sommer fuhren wir Rollschuh und im Winter Schlitten. Den zwei Kilometer langen Weg zur Grundschule bewältigten wir zu Fuß, entlang an Kuh- und Ponyweiden, Getreidefeldern und Geflügelgehegen. Die Sommer waren heiß und die Winter kalt und schneereich. Wenn ich zurückschaue, denke ich, dass ich eine schöne, ausgefüllte Kindheit hatte. Zwei gute Freundinnen aus der frühen Kindheit sind mir bis heute geblieben – das empfinde ich als großes Geschenk.
Eine neue, schwierige Situation
Als ich mit 10 Jahren dann nach Detmold auf die weiterführende Schule kam, gab es einen Bruch in meinem Leben. Ich war in meiner Klasse das einzige Kind aus meinem Dorf, und ich fand nur schwer Anschluss. Plötzlich war ich eine Außenseiterin geworden. Weil das Lernen mir Freude machte, galt ich bald auch als „Streberin“, was die Sache nicht leichter machte. In diesen Jahren fühlte ich mich oft sehr allein. Dennoch habe ich auf dem Gymnasium zwei weitere echte Freundinnen gefunden, zu denen der Kontakt bis heute weiterbesteht – dafür bin ich sehr dankbar. Heute denke ich, vielleicht können Zeiten der Einsamkeit und inneren Not auch etwas Gutes bewirken für die Entwicklung eines Menschen, so schwer es auch ist, sie zu durchleben.
Wie soll es weitergehen?
Nach dem Abitur fühlte ich mich orientierungslos. Plötzlich waren die feste Struktur der Tage und Wochen und der „Lebenssinn“ des Lernens weggebrochen. Ich war unsicher und haltlos, wusste nicht, wie es mit meinem Leben weitergehen sollte. Ich begann ein Studium der Mathematik und Physik, weil mich die abstrakte Logik der Mathematik faszinierte – sie war für mich die Königin der Wissenschaften. Gepaart mit der empirischen Herangehensweise der Physik erschien mir das die ideale Kombination, denn es ging mir wie Faust: Ich wollte erkennen, „was die Welt im Innersten zusammenhält“. Allerdings stieß ich schon bald an die Grenzen meiner naturwissenschaftlichen Fähigkeiten, und da ich in diesem Bereich auch keine berufliche Zukunft für mich sah, brach ich das Studium nach nur einem Semester ab.
Neue Weichenstellung
Nach einer Zeit der Ratlosigkeit und Sinnsuche entschied ich mich dann für eine Ausbildung, die mir besser entsprach: Ich begann ein Studium der „Angewandten Sprach- und Kulturwissenschaften“ in Germersheim mit dem Studienziel Diplom-Übersetzerin, das ich auch erfolgreich abschloss. Kurz vor Ende des Studiums lernte ich Gerhard kennen, einen „Einheimischen“, der im Haus gegenüber wohnte. Wir heirateten und bekamen bald darauf zwei Söhne, zu denen sich später noch zwei Töchter gesellten.
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Berufliche und familiäre Entwicklung
Während der ersten Jahre als Mutter gab ich Nachhilfeunterricht für Studenten und übersetzte juristische Dokumente für verschiedene Auftraggeber. Manchmal wurde ich auch als Dolmetscherin zu Gerichtsverhandlungen gerufen.
Als unsere jüngste Tochter ein Jahr alt war, nahm ich eine Halbtagstätigkeit in der hiesigen Universitäts-Bibliothek auf und begann bald auch, freiberuflich Bücher für christliche Verlage zu übersetzen.
Inzwischen sind unsere Kinder längst erwachsen, und wir freuen uns über acht wunderbare Enkel.
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Ich arbeite nun nicht mehr in der Bibliothek, sondern nur noch freiberuflich. Neben dem Übersetzen finde ich seit einigen Jahren auch die Zeit, um selbst zu schreiben und eigene Projekte umzusetzen.
Weltstadt Germersheim
Das Leben in Germersheim gefällt uns gut. Wir haben vor Ort alles, was wir brauchen. Das Leben ist ruhig, beinah beschaulich, und trotzdem nicht provinziell. Die Bevölkerung unserer Kleinstadt bestand schon immer aus einer bunten Mischung von Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen. Ich empfinde es als Chance und Bereicherung, sich miteinander auszutauschen, voneinander zu lernen und wertschätzend miteinander umzugehen. Durch die Universität, an der nach eigenem Verständnis „Sprach- und Kulturmittler“ ausgebildet werden, aber auch durch den Verein Interkultur und die deutschlandweit bekannte Musikschule gibt es viele kulturelle Angebote.
Der Rhein und sein Umland
In unmittelbarer Nähe des Rheins zu wohnen, genießen wir sehr. Wir sind oft dort, gehen am Ufer spazieren, lassen die Hunde baden und amüsieren uns ein wenig über die zahlreichen „Hochwassertouristen“, die in Abständen auftauchen, um die immer wieder mal überschwemmten Wege und Wiesen zu bestaunen. Seit einigen Jahren legen sogar Kreuzfahrtschiffe bei uns an, und zwischen Kaffeetrinken und Abendessen spazieren diese „Kreuzfahrer“ dann über unsere Rheinpromenade oder gleiten auf den mitgeführten Fahrrädern – (erkennbar daran, dass sie alle gleich aussehen) – an uns vorbei. Immer eine gute Gelegenheit, um ein paar amerikanische, holländische oder schweizerdeutsche Gesprächsfetzen aufzufangen 🙂 !!
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Wenn es uns in Germersheim doch einmal zu langweilig wird, können wir leicht einen Ausflug nach Speyer oder Karlsruhe, in das benachbarte Elsass oder den nahe gelegenen Pfälzerwald machen. Dort gibt es zahlreiche Möglichkeiten zur Erholung, zum Wandern und dem Besuch von malerischen Burgen oder fröhlichen Weinfesten.
Und sonst so?
Ich bin gern im Freien unterwegs – da passt es natürlich gut, dass täglich zwei Spaziergänge mit den Hunden auf dem Programm stehen. Ich gehe auch gern schwimmen – im Sommer an den See, im Winter in die Therme. Kleinere Besorgungen erledigen wir oft mit dem Fahrrad. In unserem Gästezimmer steht ein Crosstrainer, dem ich jeden Morgen einen zehnminütigen Besuch abstatte, und in unserem Wohnzimmer lädt ein Trampolin dazu ein, ab und zu eine Hüpfpause im Tagesverlauf einzulegen. Regelmäßig kleine Bewegungseinheiten in meinen Alltag einzubauen, hilft mir gut gegen meine Neigung zu Rückenschmerzen und Venenproblemen.
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Außerdem schaue ich gern gute Filme an und bin immer dankbar für Empfehlungen. Das Medium Film mit seinen vielfältigen künstlerischen und technischen Möglichkeiten fasziniert mich sehr.
Ich lerne auch gern neue Menschen kennen – ich finde es so bereichernd, mich mit anderen auszutauschen und zu erfahren, was ihnen im Leben wichtig ist.
Auf Reisen gehen Gerhard und ich am liebsten, indem wir uns gute Dokumentationen im Fernsehen oder vom Streamingdienst anschauen – angesichts unserer drei Hunde, die ihre festen Alltagsstrukturen gewöhnt sind, ist das für uns am entspanntesten.
Meine Lieblingspflanze ist der Löwenzahn. Ich staune über seine Genügsamkeit und seine Kraft, in winzigen Mauerritzen zu wurzeln, sich durch Asphalt hindurchzukämpfen und sein fröhliches Gesichtchen der Sonne hinzuhalten. Ich finde es so bemerkenswert, dass alles an ihm verwendbar ist – Blüten, Blätter und Wurzeln.
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Und ich bewundere seine kreative Art, sich fortzupflanzen: die Samen, die wie kleine Fallschirme vom Wind in alle Richtungen getragen werden und mit etwas Glück dort, wo sie zu Boden fallen, neues Leben hervorbringen. Das ist es, was ich mir auch für mein Leben wünsche: dass einige der Dinge, die ich tue, wie kleine Samen sind, die dann und wann, da und dort aufgehen und etwas Gutes, Neues wachsen lassen.
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